Stuttgarter Zeitung – 10.08.2023


Christoforus Solakis ist Busfahrer des Jahres im Kreis Böblingen

Immer freundlich und die Ruhe selbst

Der Weilimdorfer Christoforus Solakis von der Weissacher Firma Wöhr Tours wird als Busfahrer des Jahres im Kreis Böblingen ausgezeichnet.

Was zeichnet einen guten Busfahrer aus? „Er ist freundlich, hat einen sicheren Fahrstil und er hat die Fachkompetenz, den Fahrgästen bei möglichen Fragen zu Anschlussverbindungen oder Tarifen behilflich zu sein“, sagt Thomas Hachenberger, Geschäftsführer des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart (VVS).

Dass Christoforus Solakis all diese Tugenden besitzt, zeigt sich nicht erst beim Pressegespräch am Leonberger Busbahnhof, wo er die Auszeichnung „Busfahrer des Jahres im Kreis Böblingen“, inklusive eines Gutscheins im Wert von 200 Euro für ein Böblinger Einkaufszentrum, überreicht bekommt. Als ein Jugendlicher auf ihn zukommt und wissen möchte, warum der erwartete Bus nicht kommt, gibt Solakis ohne Umschweife Auskunft und hat zugleich alle alternativen Buslinien parat. „Ich mache das ja schon seit 17 Jahren“, sagt der gebürtige Grieche, der in Weilimdorf wohnt und der bei Wöhr Tours in Weissach angestellt ist. Zuvor hatte er bei einer Heimerdinger Firma als CNC-Techniker gearbeitet. In Krisenzeiten hatte es dort nur noch Kurzarbeit für ihn gegeben. Solakis nutzte die Gelegenheit, um beruflich noch einmal was ganz anderes zu machen.

Vater Dimitrios ist sein Vorbild

Er nahm sich ein Vorbild an seinem Vater Dimitrios, der von 1993 und 2007 bei Wöhr Tours Busfahrer war. „Ich kenne das Unternehmen durch meinen Vater schon sehr lange und bin ihm sehr verbunden, habe dann dort selbst im Jahr 2006 angefangen, bin noch fast ein Jahr lang gemeinsam mit meinem Vater Bus gefahren und habe viel von ihm gelernt.“ Der Senior, der einst als Gastarbeiter nach Deutschland kam, ist längst wieder mit seiner Frau in die griechische Heimat zurückgekehrt. Er war aber einer der Ersten, der von der Auszeichnung seines Sohnes erfahren hat. „Er ist natürlich stolz auf mich“, sagt Christoforus Solakis.

Als seine Chefin, Wöhr Tours-Geschäftsführerin Monika Wöhr-Kühnemann, ihm die Nachricht vor einigen Tagen überbracht hatte, war dem eher zurückhaltenden 55-Jährigen diese Aufmerksamkeit zunächst etwas zu viel. „Dann habe ich mich selbstverständlich darüber gefreut“, sagt er, lächelt und schaut auf den Wimpel, den er soeben überreicht bekam. Das sei doch eine schöne Bestätigung, zumal er diesen Beruf mit großer Freude ausübt. „Bei meiner früheren Tätigkeit war ich nach einem Arbeitstag immer müde, als Busfahrer nicht, weil mir das so viel Spaß macht – und ich finde es schön, immer auf Achse zu sein.“ Und so schrieben die Fahrgäste, die online abstimmen konnten, über Solakis: „Man merkt, dass er seinen Job mit Leib und Seele macht. Ihn bringt nichts so schnell aus der Ruhe, er fährt seinen Bus ruhig und zuverlässig“. Ein anderer meinte: „Wer bei ihm einsteigt, wird immer freundlich begrüßt.“

Jeder Tag ist anders

Christoforus Solakis lenkt die tonnenschweren Busse Tag für Tag über die Straßen im Landkreis Böblingen. Vor allem auf den Linien 634, 635, 636 und 637 im Umkreis von Leonberg, Weissach, Renningen, Malmsheim und Gerlingen. „Auch wenn es immer die gleichen Linien sind, ist jeder Tag anders, ich sehe viel und bin im ständigen Kontakt mit meinen Fahrgästen“, sagt Solakis, den nichts so schnell aufregen kann.

Diese Eigenschaft ist ebenfalls eine gute Voraussetzung für einen Busfahrer, der es mit den unterschiedlichsten Charaktere zu tun hat und der bei einem Bus voller Schüler auch dann gelassen bleibt, wenn es mal lauter wird. „Das schönste ist, wenn die Menschen freundlich sind, sich beim Aussteigen verabschieden und sich für die Fahrt bedanken“, sagt er, der aber auch schon Kurioses erlebt hat – bislang jedoch immer mit gutem Ausgang. Als er noch die Linie Korntal in Richtung Stuttgart gefahren ist, sei es zwischen zwei Jugendlichen zum Krawall gekommen. Der Busfahrer hielt an, ließ die anderen Fahrgäste aus Sicherheitsgründen aussteigen und rief die Polizei. Als die am Ort des Geschehens eintraf, hatten sich die beiden Jungs mit den Worten „wir sind doch Freunde“ schon längst wieder versöhnt. „Sie haben sich dann bei mir entschuldigt und alle lachten. Das musste ich nicht verstehen, doch ich war froh, dass es so harmlos ausgegangen ist.“

Monika Wöhr Kühnemann freut sich, dass einer ihrer Fahrer ausgezeichnet wurde. „Herr Solakis hat sich den Titel wirklich verdient, seine positive Ausstrahlung gegenüber Fahrgästen und seinen Kolleginnen und Kollegen ist vorbildlich.“ Auch springe er schon mal ein, wenn ein anderer Kollege ausfällt. „Das ist heutzutage nicht mehr so selbstverständlich“, sagt Wöhr-Kühnemann, die dringend neue Busfahrerinnen oder Busfahrer sucht. „Wir haben eine schwierige Zeit, einige gehen in Rente und die Jungen wollen das nicht mehr machen, weil sie auch vor den unterschiedlichen Schichtzeiten zurückschrecken. Dazu kommt, dass die jeweiligen Lebenspartner das nicht mehr mitmachen wollen.“ Dieses Problem hat Christoforus Solakis nicht, denn er ist Single. „Mir macht es auch nichts aus, nachts zu fahren.“ Ein weiteres Problem, so Wöhr-Kühnemann, seien die Kosten des Bus-Führerscheins, der schon mal bis zu 13 000 Euro kostet. „Da sind wir als VVS in Gesprächen mit der Arbeitsagentur, ob die sich nicht daran beteiligen kann“, sagt Thomas Hachenberger, der das Problem kennt. Im Landkreis zählt der Verband etwa 3000 Busfahrer. „Wir könnten aber noch 300 mehr brauchen.“

Bekommt beste Noten von seinen Fahrgästen: Busfahrer Christoforus Solakis.